Thailand


250.000ste CKD-Verladung in München, © BMW AG

1963 beginnt die Geschichte der Bayern in Südostasien. Der erste BMW, der in Thailand vorgestellt wurde, war der BMW 700. Den Import übernahm das Unternehmen Thai Yarnyon Co., Ltd. Doch im Jahre 1973, das Jahr 2516 nach dem buddhistischen Kalender, beschloss die Thailändische Regierung die Steuern auf 80 % für importierte Fahrzeuge zu setzen. Der Steuersatz für im Land selbst gefertigte Wagen betrug dagegen nur 33 %. Dadurch war der Import des 1972 erschienen BMW 520 für den Endkunden nicht mehr bezahlbar. Der einzige Weg, die BMW 5er in Thailand verkaufen zu können war, CKD's zu importieren und vor Ort zu montieren.

So wurde die Firma YMC Assembly Co., Ltd. in Latkrabang, einem östlichen Stadtteil von Bangkok gegründet. Der BMW 520 war das erste Fahrzeug, welches Yontrakit Motors Assembly montierte. Das Headoffice von Yontrakit ist in Prathumwan, Bangkok. Es folgten dann der BMW 320 (E21), BMW 520i (E28), BMW 316/318i (E30), BMW 520i/525iA (E34), BMW 318i/323iA (E36), BMW 730i/740iAL (E38) und BMW 523iA (E39). Es wurden neben den CKD's auch CBU's (Completely Build Up) importiert: BMW 730i (E23). 1976 verbot die thailändische Regierung den Import von CBU's. Im gleichen Jahr startete YMC die Montage von weiteren europäischen Fahrzeugen. Der Peugeot 504 wurde zu einem best seller. Ebenfalls im Jahr 1976 wurde die Firma ATP Industry Co., Ltd. gegründet. Sie übernahm die Fertigung von Local Content Parts, also von Teilen die im Land selbst gefertigt wurden, für BMW, Citroën und Peugeot.

Im Jahre 1989 öffnete die thailändische Regierung wieder die Pforten für den Import von CBU's. Doch wurden die Fahrzeuge nach der Größe ihres Hubraumes stark besteuert. Hierzu zählte beispielsweise der BMW E32 (BMW 7er-Reihe). Mittlerweile hatte Yontrakit ein großes Portfolio an Importfahrzeugen im Angebot. Zu nennen wären da noch Audi, Seat, Volkswagen, Ford, Lancia und KIA. 1998 kündigte BMW die Verträge mit Yontrakit. BMW fertigte fortan vor Ort. In einem Industriegebiet namens AMATA City, nördlich von Pattaya, baute BMW Fertigungsanlagen. Bis dahin hat Yontrakit etwa 50.000 BMW-Fahrzeuge auf Thailands Strassen gebracht. Insgesamt 3.780 BMW E12-CKD's wurden nach Thailand geliefert. Das ist die zweitgrößte Stückzahl, die außerhalb Deutschlands montiert wurde. Erstaunlicherweise konnte ich mehr als 1 % der Gesamtproduktion innerhalb von 2 Wochen in Bangkok finden (2009).


Karte von Thailand, © www.e12.de

Der thailändische BMW E12 unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von einem in Deutschland gefertigten BMW 5er. Schaut man nun genauer hin, bemerkt man, dass die Scheibenwischer nicht passend zur Ausprägung im Blech montiert sind. Die Ausprägungen sind für Linkslenker-Fahrzeuge gemacht. Innen fällt die veränderte Mittelkonsole auf. Anstelle der Heizungseinstellung und der Luftregelung sind zwei zusätzliche Luftaustrittsdüsen vorhanden. Auch die Schieberegler fehlen. Grund hierfür ist das besondere Klima in Thailand. Es ist überwiegend warm und die Temperaturen fallen nicht unter 18 Grad Celsius. Da kann man auf eine Heizung gut verzichten. Viel wichtiger ist dagegen die kühle Luftzufuhr. Daher sind alle BMW E12 mit einer Klimaanlage ausgestattet. Diese unterscheidet sich auch von der Standard-E12-Klimaanlage, da bei der verwendeten Bauart nicht auf das Ablagefach in der Mittelkonsole verzichtet werden muss. Ab 1977 sind die Stoßstangen der US-Version montiert, jedoch wurden diese fest montiert. Auf die Dämpferpatronen wurde verzichtet.

Heute sind noch relativ viele Fahrzeuge auf den Straßen Thailands unterwegs. Das liegt daran, dass die Wagen liebevoll aufgearbeitet und an die heutige Zeit angepasst werden. Gegen die Hitze haben sich spezielle Fensterfolien bewährt. Defekte Motoren wurden häufig gegen moderne Triebwerke japanischer Herkunft getauscht. Oft wurde dabei auf ein automatisches Getriebe umgerüstet. Auch ist oft auf Gas-Betrieb umgestellt. Die verbrauchte Innenausstattung, wie Sitze, Dachhimmel und Türverkleidungen, wurden teilweise recht originalgetreu neu bezogen. Das alles zusammen verlängert das Autoleben erheblich und macht die alten Wagen wirtschaftlicher. So findet man auch noch recht viele alte Fahrzeuge anderer europäischer Hersteller im Lande. Neue BMW 5er, wie den BMW E60 sieht man dagegen seltener. Zum Abschluss noch ein paar Fotos: Behind the scenes.